Was ist Staking?

09.08.2020 - 4 Minuten Lesedauer

Kryptowährungen können nicht mehr nur durch das Schürfen von Bitcoin (BTC) verdient werden. Bitcoin ist eine Proof-of-Work-Blockchain (PoW), bei der neue BTC durch die energieintensive Lösung mathematischer Aufgaben erzeugt werden, auch Schürfen (Mining) genannt. Viele neuere Blockchains nutzen stattdessen Proof-of-Stake-Algorithmen (PoS), die deutlich weniger Energie benötigen. Die Richtigkeit der Transaktionen in PoS-Blockchains wird durch Personen bestätigt, die eine bestimmte Menge an Kryptowährung im Protokoll halten. Durch dieses sogenannte Staking können Kryptowährungsbesitzer für ihre Beteiligung am Netzwerk eine passive Staking-Prämie erhalten.

Grundlagen

Wie funktioniert das alles?

«Staking» bedeutet ganz einfach, dass Krypto-Vermögenswerte für einen bestimmten Zeitraum in einer Proof-of-Stake-Blockchain aufbewahrt (gesperrt) werden. Diese gesperrten Vermögenswerte werden dann dazu verwendet, einen Konsens zu erzielen, der zur Sicherung des Netzwerks und zur Sicherstellung der Gültigkeit jeder neuen Transaktion, die in die Blockchain eingeschrieben werden soll, erforderlich ist. Wer seine Coins in einer PoS-Blockchain staked, wird in den meisten Chains «Validator» genannt. Für die Sperrung der Assets und die Bereitstellung von Dienstleistungen für die Blockchain werden die Validatoren mit neuen Coins aus dem Netzwerk belohnt.

Damit eine Blockchain effizient funktioniert, müssen die Validatoren stabile und sichere Leistungen anbieten. Blockchains stellen dies meist dadurch sicher, dass sie den Stake eines Validators bei unlauterem oder böswilligem Verhalten durch einen Abzug bestrafen (slashing). Um einen erfolgreichen Validator-Knoten zu betreiben, muss sich ein Akteur für eine bestimmte Blockchain entscheiden und eine sichere und ständig verfügbare Infrastruktur betreiben. Einige Blockchains verfügen über eine lange Sperrfrist, während der die Validatoren ihre Coins nicht abrufen können, sowie über bestimmte Mindesteinlagen. Um nicht alle diese Anforderungen erfüllen zu müssen, ziehen es viele Besitzer von Krypto-Vermögenswerte vor, ihre Coins an einen Validator zu delegieren, der einen Staking Pool betreibt. Einige andere Blockchains (wie etwa Tezos) verfügen über einen integrierten Mechanismus, mit dem jeder, der kein Validator sein möchte, seine Coins an einen Validator im Netzwerk delegieren kann. Dieser Validator erledigt dann die gesamte Arbeit und teilt die Belohnung (die Prämien) mit den Delegierenden.

Jede PoS-Blockchain verfügt über ein spezielles Regelwerk für ihre Validatoren. Diese Regeln legen die technischen und finanziellen Anforderungen, die man erfüllen muss, um Validator zu werden (z. B. die Mindesteinlage), die Algorithmen zur Auswahl von Validatoren für die Durchführung einer tatsächlichen Validierungsaufgabe sowie die Grundsätze der Prämienverteilung unter den Validatoren fest. Die Prämien werden meist je nach Einsatz, nach tatsächlicher Beteiligung an den Konsensmechanismen und nach Gesamtbetrag der gestakten Coins berechnet.

Heutiger Stand

Per Juli 2020 lag die Marktkapitalisierung des Staking-Markts bei geschätzten USD 23,5 Mrd. (zum Vergleich: Die gesamte Krypto-Marktkapitalisierung beträgt rund USD 270 Mrd.). Aufgrund der wachsenden Beliebtheit von PoS-Blockchains ist die Anzahl der gestakten Vermögenswerte im letzten Jahr deutlich gestiegen. Der Datahub Staking Rewards listet derzeit 111 Vermögenswerte mit jährlichen Prämien von 2% bis 348%. Die durchschnittliche Staking-Rendite ist im vergangenen Jahr von 10% auf 15% gestiegen.

Nach Marktkapitalisierung sind die grössten Staking-Kryptowährungen Tezos und EOS, dicht gefolgt von Algorand und ATOM (Cosmos). Der Staking-Markt ist jedoch stark in Bewegung, da ständig neue PoS-Projekte auftauchen und für 2020 mit einigen grossen neuen Marktteilnehmern gerechnet wird. Die mit Spannung erwartete Einführung von Ethereum 2 wird die Marktdynamik wahrscheinlich erheblich verändern, da Ethereum (mit einer Marktkapitalisierung von USD 25 Mrd.) die grösste Staking-Kryptowährung sein wird.

Da viele Vermögenswerte und Servicedienstleister zur Auswahl stehen, ist bei der Auswahl von Art und Menge der Staking Coins auf mehrere Dinge zu achten. Als Erstes muss entschieden werden, welche Coins gekauft werden sollen. Diese Entscheidung kann sich auf unterschiedliche Faktoren stützen wie historische Renditen, Funktionalität der Blockchain selbst und Erwartungen an ihre Entwicklung sowie darauf, ob das Staking einer Sperrfrist unterliegt oder nicht.

Sodann muss entschieden werden, ob ein eigener Validator-Knoten eingerichtet oder ein externer Staking-Anbieter ausgewählt werden soll. Wird ein eigener Validator eingerichtet, dann müssen die Prämien nicht mit anderen geteilt werden, es gibt aber auch einige Nachteile. Erstens erfordert die Einrichtung spezifisches technisches Wissen und eine sichere Infrastruktur. Mit anderen Worten, man muss viel Zeit und Geld investieren. Zweitens laufen Validatoren oft Gefahr, einen Teil oder sogar ihren gesamten Einsatz zu verlieren, wenn sie im Netzwerk nicht gut abschneiden. Drittdienstleister mit professioneller Infrastruktur streben an, 100% sicherzustellen, damit die Delegierenden ihre Staking-Einsätze nicht verlieren.

Ausblick

Da 2020 und 2021 voraussichtlich mehrere grosse PoS-Projekte auf den Plan treten werden, dürfte der Staking-Markt weiter wachsen. Die Marktentwicklung ist stark abhängig von der Migration von Ethereum auf Proof of Stake, da grosse Erwartungen in das Projekt gesteckt werden und enorme Ressourcen investiert wurden.

Bei den beliebtesten PoS-Blockchains wie Tezos und Cosmos nähert sich der Staking-Anteil – also der prozentuale Anteil aller gestakten Coins – der Schwelle von 80%. Gleichzeitig liegen die Beteiligungsquoten bei einigen kleineren Netzen bei lediglich 10-20%. Die mögliche künftige Steigerung der Beteiligung wird sich auf das Marktvolumen und die Renditen auswirken, wobei die Staking-Renditen für einige Vermögenswerte sinken könnten.

Die Entwicklung des Staking-Markts kann auch von der Dynamik auf dem Anleihen- und Darlehensmarkt beeinflusst werden. Eine Kreditvergabe gilt als alternative Möglichkeit, eine «passive» Belohnung für Kryptowährungen zu erhalten, und kann als Konkurrenzprodukt für Staking gesehen werden. Bei der Entscheidung über die Allokation ihrer Coins müssen Anleger deshalb die potenziellen Renditen und Risiken der verschiedenen Optionen abwägen. Steigende Renditen auf den Anleihen- und Darlehensmärkten können dazu führen, dass sich Kryptoinhaber vom Staking abwenden, und umgekehrt.

Alles in allem verspricht das Staking auf Blockchains für die absehbare Zukunft eine immer interessanter werdende Anlagemöglichkeit.

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