Neo Blockchain: Was kommt als Nächstes?

25.02.2021 - 8 Minuten Lesedauer

Neo ist eine offene und dezentrale Plattform, die 2014 mit dem ursprünglichen Namen “Antshares” auf den Weg gebracht wurde. 2017 erfolgte dann die Umbenennung in Neo mit der Vision einer smarten Wirtschaft, in der durch Blockchain-Technologie und Smart Contracts digitale Assets ausgegeben und verwaltet werden können. Im Gegensatz zu anderen bekannten Blockchain-Formaten mit Smart-Contract-Fähigkeiten startete Neo von Anfang an mit einem Proof-of-Stake Konsensmechanismus – dem sogenannten Delegated Byzantine Fault Tolerant Mechanismus (dBFT).

Das MainNet von Neo wurde 2016 lanciert und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Zuletzt wurde eine völlig neue Iteration der Neo-Blockchain unter dem Namen Neo3 veröffentlicht, die mehrere wesentliche Verbesserungen gegenüber der aktuellen Neo2 mit sich bringt. Diese Version ist das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen der Neo-Stiftung und verschiedener Open-Source-Communities, die das Neo-Netzwerk auf eine Massenakzeptanz vorbereiten.

In diesem Artikel lassen wir die vier Jahre seit der Lancierung des Neo2 MainNet Revue passieren und geben durch eine nähere Betrachtung der letzten Entwicklung von Neo3 einen Ausblick auf die Zukunft.

Rückblick: Neo2 Auswirkungen

Neo hat aufgrund mehrerer Faktoren die Aufmerksamkeit der Blockchain-Community auf sich gezogen.

Einer dieser Faktoren ist die Entwicklung eines innovativen Konsensmechanismus. Neo verwendete von Anfang an dBFT 1.0, eine Adaption von pBFT (practical Byzantine Fault Tolerance), die eine schnelle Single Block Finality ermöglicht. Single Block Finality bedeutet in diesem Kontext, dass die bestätigten Transaktionen im nächsten Block nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Die Erzeugung der nächsten Blöcke muss somit nicht mehr abgewartet werden. Heute nutzen mehrere Projekte Versionen von BFT, so auch Libra und Cosmos, damals galt dies im Blockchain-Bereich jedoch als Innovation. Allerdings war dBFT 1.0 in seltenen Szenarien mit hoher Netzwerklatenz zwischen den Konsensknoten anfällig für einzelne Block Forks. Obwohl diese den Konsens nicht unbedingt stören, könnte es sein, dass mehrere Neo-Vollknoten den gegabelten Block im Netzwerk akzeptieren, was letztlich zu Betriebsproblemen führen würde.

Nach ausführlichen Diskussionen in der Community wurde daher dBFT 2.0 entwickelt. Mit dieser Version wurde das Problem behoben und auch die Performance für Situationen wie Konsensknoten-Neustarts aufgrund von Hardwareausfällen und gezielten Netzwerkangriffen verbessert. In Abbildung 1 wird die Wertentwicklung vor und nach dem Rollout von dBFT 2.0 dargestellt. Darüber hinaus bietet die dBFT 2.0-Implementierung Prüfungstools, um das Fehlverhalten von Konsensknoten zu verfolgen.

Eine weitere Eigenschaft von Neo, die Aufmerksamkeit erregte, ist das Dual-Token-Schema: NEO und GAS. Inhaber von NEO können das Netzwerk verwalten und Entscheidungen treffen (z. B. über Parameteränderungen), während GAS im Netzwerk als Utility-Token dient (und zur Bezahlung von Transaktionen, Smart-Contract-Einsätzen und Aufrufen). Beim Start des MainNet wurden NEO 100 Mio. geschürft. GAS wird ständig in jedem neuen Block für NEO-Inhaber geschürft, um einen Anreiz für den Besitz von NEO zu schaffen. Das Neo-Netzwerk hatte als eines der ersten die Idee, native Vermögenswerte zu halten, um einen Utility-Token zu erzeugen.

Neo war auch Vorreiter mit seiner Vision, wie man Tools für die Entwicklung von Smart Contracts bereitstellen kann. Im Gegensatz zu Ethereum, EOS, Tezos und anderen unterstützt Neo mehrere allgemeine Programmiersprachen. Entwickler müssen also keine neue Programmiersprache lernen, um Smart Contracts zu erstellen und dezentrale Anwendungen (dApps) auf der Neo-Blockchain aufzubauen.

Rückblick: Der Zustand von Neo2

In den Abbildungen 2, 3, 4 und 5 wird die allgemeine Anwenderaktivität auf der Neo2-Blockchain anhand verschiedener Kennzahlen dargestellt. Die grünen Linien entsprechen den Tageswerten, die dunklen Linien dem langfristig akkumulierten Wert.

Ausblick: Neo3

Während Neo2 über die Jahre Innovation mit operativer Kontinuität vereinen konnte, ist allgemein bekannt, dass es im Blockchain-Bereich noch einige Herausforderungen gibt. Zu den auffälligsten Problemen zählen die langsame Akzeptanz, die fehlenden Standards, die unzureichende Skalierbarkeit und die geringe Benutzerfreundlichkeit.

Um die Blockchain-Innovation für Unternehmen künftig zu beschleunigen und die Massenakzeptanz durch eine hohe Benutzerfreundlichkeit zu erreichen, wird Neo3 mit der Unterstützung mehrerer Communities rund um den Globus entwickelt. Die skalierbare Plattform wird sich durch höhere Durchsätze, verbesserte Stabilität und Sicherheit, ein optimiertes Smart-Contract-System und eine mit zahlreichen Funktionen ausgestattete Infrastruktur auszeichnen.

Tabelle 1 enthält eine nicht vollständige Liste der Anpassungen, die Neo3 von Neo2 unterscheiden und damit besser machen.

Eine nennenswerte Schwierigkeit in Neo2 hat mir der Entwicklererfahrung (DevEx) zu tun. Allgemein wurde wiederholt auf den Bedarf an besseren Tools bei der Erstellung von dApps und Smart Contracts hingewiesen. Hierbei sollte auf die grossen Bemühungen der verschiedenen Neo-Communities hingewiesen werden, um Entwickler-Tools (SDKs, Compiler, IDE-Erweiterungen) für die kommende Neo3-Plattform bereitzustellen. Ziel ist es, bessere Tools zu liefern als die, die bereits für Neo2 verfügbar sind. Projektmitglieder wie das Neo Blockchain Toolkit, neow3j, mamba, und Neo Playground, arbeiten unter anderem parallel zum Neo-Kernteam daran, das Toolset pünktlich zur Lancierung des Neo3 MainNet bereitzustellen.

Aktuelle strategische Entwicklungen

Im Lauf der Jahre hat Neo starke Unterstützung von verschiedenen Communities rund um den Globus erhalten und diese konsolidiert. Neben der Neo-Stiftung und dem Kernentwicklerteam interagiert das Neo Global Development (NGD) mit Entwickler-Communities wie AxLabs, City of Zion, NeoResearch, und NeoSPCC, um nur einige zu nennen. Diese Communities bereichern das Neo-Ökosystem mit einer Vielzahl von Software-Tools und ermöglichen Entwicklern und Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen, ihre Anwendungen auf der Neo-Blockchain aufzubauen. Um den Pool an Entwicklern zu erweitern, hat das NGD kürzlich ein optimiertes Finanzhilfesystem eingerichtet, mit dem die Eintrittsbarriere für neue Entwickler, die zum Erfolg von Neo beitragen möchten, gesenkt wird.

Neo ist nicht nur innerhalb seines eigenen Ökosystems aktiv, sondern treibt auch die Einführung von Blockchain-Technologien in Zusammenarbeit mit anderen Industriepartnern voran. 2020 wurde das NGD neben anderen Unternehmen wie Microsoft, Nasdaq und SIX Digital Exchange Gründungsmitglied der InterWork Alliance. Dieses Bündnis hat zum Ziel, die Blockchain-Einführung in Unternehmen durch die Erstellung von Standards und Frameworks zu beschleunigen.

Auf dem Weg hin zu mehr Interoperabilität und zur Welt der DeFi hat Neo als Gründungsmitglied eine Protokollallianz namens Poly Network ins Leben gerufen. Sie soll den Weg für kettenübergreifende Vermögenstransfers und Transaktionen frei machen. Basierend auf dem Poly Network wurde das erste DeFi-Protokoll von Neo unter der Bezeichnung Flamingo Finance veröffentlicht. Ende 2020 erreichte der Gesamtwert, der im sogenannten “Schürfrausch” gesperrt wurde, einen Spitzenwert von rund USD 1,6 Bio. Der Anteil der kettenübergreifenden Vermögenswerte – wie Bitcoin und Ether – belief sich auf rund USD 500 Mio.. Um die Flamingo-Plattform fest im DeFi-Raum zu etablieren, wurden darüber hinaus weitere Module wie Perpetual Contract Trading (Perp) und Community Governance (DAO) auf der Plattform entwickelt.

Neo3: TestNet- und MainNet-Pläne

Der Rollout-Plan für das TestNet und das MainNet steht noch nicht fest und kann je nach den Entscheidungen der Community Änderungen unterliegen.

  • Das Neo3 TestNet soll voraussichtlich im ersten Quartal 2021 an den Start gehen.
  • Die Neo Foundation wird Anfang 2021 einen Hackathon organisieren, um die Neo3-Entwicklung voranzutreiben.
  • Die Lancierung des Neo3 MainNet ist für das Ende des zweiten Quartals geplant.
  • Neo2- und Neo3-Chains werden über einen bestimmten Zeitraum nebeneinander existieren. Es werden Dokumentations- und Cross-Chain-Tools zur Konvertierung von Token und zur Migration von Smart Contracts bereitgestellt.
  • Die Neo2-Chain wird dann nach Ablauf einer Übergangsphase durch Neo3 abgelöst.
Fazit

Nach vier Jahren mit dem Neo2 MainNet ist Neo3 das grösste und folgenreichste Update in der Geschichte des Neo-Ökosystems. Andere Blockchains mit Smart-Contract-Funktionen verwendeten bei ihrer Einführung Proof-of-Work (PoW) für den Konsens, wechseln nun aber allmählich zu Proof-of-Stake (PoS) Mechanismen wie Ethereum. Neo wurde von Anfang an als PoS-Chain etabliert und sammelte jahrelang Erfahrung mit BFT-basierten Konsensalgorithmen. Neo3 wird sicherlich all das weiter optimieren, was bereits bei Neo2 gut war (dBFT). Vor allem aber wird Neo3 sich auf erweiterte Funktionen und Verbesserungen konzentrieren, um die Massenakzeptanz von Blockchains voranzubringen.

Neo3 wird somit für ein breiteres Publikum attraktiver sein, da geringere Kosten für die Implementierung von Smart Contracts anfallen, die Entwickler verbesserten Zugriff haben, ein integriertes Oracle- und verteiltes Speichersystem zur Verfügung steht und die Leistungen und Sicherheit optimaler sind. So kann Neo eine wesentlich grössere Anzahl von Anwendungsfällen abdecken und die Anzahl der eingesetzten Contracts potenziell um das 10- bis 100-fache erhöhen. Ein solches Wachstum dürfte einen Schneeballeffekt auslösen, mit dem Neo letztlich die nächste Ära von Blockchain-Anwendungen für Unternehmen einläuten könnte.

[1] GitHub: NEP Proposals
[2] Medium: Scoped Witnesses
[3] NNT: Da Hongfei talks about built-in Oracles
[4] NeoFS
[5] Neo SPCC
[6] NNT: Da Hongfei discusses Governance Model
[7] GitHub: Discussions on Economic Model

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