Profitabilität des Bitcoin-Minings auf 7-Jahres-Tief, Nigeria drängt CBDC auf, US-KPI für November und Makro
16.12.2022 - 6 Minuten Lesedauer
1. Profitabilität des Bitcoin-Minings fällt auf den niedrigsten Stand seit 7 Jahren
Die Fakten:
- Ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld sowie der jüngste Höchststand der Bitcoin-Mining-Schwierigkeit (“Bitcoin mining difficulty”) führten zur niedrigsten Bitcoin-Mining-Rentabilität (“mining profitability”) der letzten sieben Jahre.
- Gemessen am Hashprice Indicator von Luxor betrug der jüngste Rückgang der Mining-Rentabilität -20 %.
- Der Gegenwind wird durch steigende Energie- und Betriebskosten verursacht, die Miner zur Schliessung zwingen.
- Kürzlich hat die Bitcoin-Mining-Schwierigkeit um 7,32 % nach unten korrigiert, der stärkste Rückgang seit dem Exodus der Bitcoin-Miner aus China im Jahr 2021.
- Die Bitcoin-Mining-Unternehmen Core Scientific und Argo Blockchain sind derzeit mit schweren Liquiditätsengpässen konfrontiert, wobei Argo Blockchain versehentlich Pläne für einen Konkurs bekannt gab.
- Der Bitcoin-Miner Compute North musste Konkursschutz beantragen.
Wieso das wichtig ist:
- Bitcoin-Miner, welcher eher als Bitcoin-Validierer bezeichnet werden sollten, sind das Rückgrat der Bitcoin-Netzwerksicherheit und von grundlegender Bedeutung für die Abwehr gross angelegter Angriffe.
- Das derzeitige schwierige makroökonomische Umfeld drängt Bitcoin-Miner langsam aus dem Markt, da nicht nur der Bitcoin-Preis stagniert und der Schwierigkeitsgrad des Minings deutlich ansteigt, sondern auch die Stromkosten weiter steigen.
- Das führt direkt zu einem geringeren Betriebsgewinn, während die Betriebskosten weiter steigen, was die Gewinnspannen der Miner schrumpfen lässt und ihr Betriebsrisiko erhöht.
- Im Gegensatz zum zunehmend apathischen Kryptomarkt, der immer weniger mit Hebeln und Krediten operiert, wird das Geschäft der Bitcoin-Miner immer riskanter.
- Dies bedeutet weiteren Gegenwind für den bereits angeschlagenen Kryptosektor, falls mehr und mehr Miner gezwungen werden, ihren Betrieb einzustellen, wodurch die Sicherheit des Bitcoin Netzwerkes sinkt.
- Jüngste Beispiele wie die finanziellen Schwierigkeiten von Argo Blockchain erinnern uns daran, dass die unerwarteten Gewinne von Bitcoin-Minern in Bullenmärkten schnell in das Gegenteil umschlagen, wenn es zu Bärenmärkten kommt.
- Die Stromkosten von Argo stiegen von kalkulierten 0,02 $/kWh auf 0,06 $/kWh, was bedeutet, dass das Mining eines einzigen Bitcoins insgesamt 12.400$ statt 4.000$ kostet.
- Bitcoin-Miner sollten es nicht versäumen, sich Stromabnahmeverträge (PPAs) zu sichern, die effektiv einen festen Preis festschreiben und wie eine Absicherung funktionieren, insbesondere in Zeiten steigender Stromkosten.
- Das zugrundeliegende Sicherheitsnetzwerk von Bitcoin ist trotz des jüngsten Einbruchs so stark wie eh und je, operiert jedoch die meiste Zeit auf Basis dünner Margen, für gewöhnlich durch Unternehmen, die auf wackligen Beinen stehen.
- Da der Bärenmarkt länger andauert und eine globale Rezession bevorstehen könnte, stehen dem Bitcoin-Mining-Geschäft harte Zeiten bevor.
2. Nigeria schränkt Bargeldabhebungen an Geldautomaten ein, um seine eigene CBDC zu stärken
Die Fakten:
- Die nigerianische Zentralbank hat die Menge an Bargeld, die ihre Bürger an Geldautomaten abheben können, auf 225 Dollar pro Woche begrenzt, wobei die täglichen Abhebungen 45 Dollar nicht überschreiten dürfen.
- Die Entscheidung kommt etwa ein Jahr nach der Einführung einer eigenen CBDC, der eNaira, mit der Nigeria versucht, die Akzeptanz seiner staatlich kontrollierten Zahlungsalternative zu beschleunigen.
- Dieser Schritt ist eine von vielen Entscheidungen von Regierungen und Zentralbanken, den Zugang zu Bargeld oder Bankdienstleistungen für alle oder ausgewählte Bürger zu beschränken.
- Einige Beispiele aus jüngster Zeit sind die Entscheidung Ägyptens und Indiens, Abhebungen und die Verwendung von Bargeld teilweise einzuschränken, oder die Entscheidung von Ländern wie dem Iran oder Kanada, die Bankkonten der politischen Opposition einzufrieren.
Wieso das wichtig ist:
- Ungefähr die Hälfte der Nigerianer hat derzeit keine Bankverbindung und ist daher stark vom eingeschränkten Zugang zu Bargeld betroffen.
- Obwohl die Regierung versucht, ihre Bürger zu bevormunden, indem sie versucht, eine kontrollierte Form von staatlichem Geld voranzutreiben, rangiert Nigeria auf Platz 11 bei der weltweiten Krypto-Adoption, wobei etwa jeder fünfte Nigerianer Kryptowährungen besitzt.
- Das Land war einer der Haupttreiber für die Krypto-Adoption in Afrika, obwohl die nigerianische Regierung den Banken verbot, Krypto-Börsen zu bedienen, was zu einer Zunahme von Peer-to-Peer-Transaktionsplattformen und -Diensten führte.
- Es bleibt interessant zu sehen, ob die staatlichen Restriktionen dazu führen werden, dass mehr Nigerianer staatlich kontrollierte CBDCs annehmen oder aber die Krypto-Adoption in Afrika noch weiter beschleunigen werden.
3. Weitere Abkühlung des US-KPI im November und mehr zum Thema Makro
Die Fakten:
- Der KPI in den USA fiel im November mit 7,1% im Jahresvergleich überraschend niedrig aus und lag damit deutlich unter der Schätzung von 7,3% und 0,6% unter dem Anstieg des Vormonats von 7,7%, da die Energiekosten und insbesondere Gas weiter zurückgingen.
- Der eher schwache US-Kerninflationsindex, der Nahrungsmittel und Energie ausschliesst, blieb im November mit 6,0% YoY ebenfalls hinter den Erwartungen zurück (Schätzung: 6,1%) und lag damit 0,3% unter dem Kerninflationsindex des Vormonats.
- Der Verbraucherpreisindex in den USA lag im November bei 0,1% (Schätzung: 0,5%), während der Verbraucherpreisindex in der Kernrate im November auf 0,2% (Schätzung: 0,3%) und damit um 0,1% niedriger als im Vormonat fiel.
- In erster Linie stiegen die Kosten für Dienstleistungen an, was vor allem auf den soliden Arbeitsmarkt und die anhaltend niedrige Arbeitslosigkeit zurückzuführen ist.
- Energie und Nahrungsmittel sind nach wie vor die Schlüsselelemente der derzeitigen Inflationsprobleme, auch wenn das Tempo des Preisanstiegs etwas abgenommen hat.
- Der Bericht wurde von den Märkten positiv aufgenommen, während die Renditen der Staatsanleihen parallel um etwa 0,22 Prozentpunkte fielen.
- Die FED hob den Zinssatz am Mittwoch um 50 Basispunkte an, nachdem sie ihn bereits im Oktober um 75 Basispunkte erhöht hatte.
- Der Zielsatz der FED-Funds liegt nun bei 4,25% bis 4,5%.
Warum das wichtig ist:
- Der rasante Anstieg der Inflation in den letzten Jahren hat nicht nur zu einem massiven Ausverkauf an den Märkten geführt, sondern auch zu einer drastischen Verschlechterung des Verbrauchervertrauens.
- Eine - wenn auch nur leichte - Abkühlung der Inflation signalisiert eine mögliche Erholung für Marktteilnehmer und Verbraucher.
- Dennoch lag der Verbraucherpreisindex immer noch bei über 7%, was lediglich eine Verlangsamung des Preisanstiegs bedeutet und weit entfernt von "gesunden" und angemessenen Inflationsraten ist.
- Es ist ein positives Zeichen, dass die Inflation niedriger ausfällt, aber der Weg zur wirtschaftlichen und monetären Erholung ist noch lang, da die Inflation immer noch fast doppelt so hoch ist wie die Zinssätze.
- Historisch gesehen endeten wirtschaftlich schwierige Zeiten wie diese nie, bevor die Zinsen die Inflationsrate überstiegen und eine vollständige Erholung ermöglichten.
- Da die FED angedeutet hat, erst im Jahr 2024 umzuschwenken (“FED pivot”), und die Marktteilnehmer eine FED-Funds-Rate von 5 bis 5,25% erwarten, hängt dies einzig und allein davon ab, dass sich die Inflationsrate wieder auf ein "normales" Niveau erholt.
- Ein Blick auf das nachstehende Schaubild sollte eine dringende Erinnerung an das "verlorene Jahrzehnt" sein, in dem die Inflation nur vorübergehend unter Kontrolle war und wieder anstieg, nachdem die FED zu früh umgeschwenkt war und die Zinsen nicht ausreichend angehoben hatte, um die Wirtschaft kurzfristig nicht weiter zu schädigen.
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