Was ist Cardano?

09.08.2020 - 4 Minuten Lesedauer

Unter den Proof-of-Stake-Blockchains, die sich in zunehmender Anzahl im Krypto-Ökosystem in der Entwicklung befinden, haben Cardano und seine native Kryptowährung ADA in letzter Zeit an Anerkennung gewonnen. Das Cardano-Projekt beschreibt sein Protokoll als «Blockchain der dritten Generation» zur Unterstützung von Smart Contracts mit potenzieller Implementierung in die Rückverfolgbarkeit und Governance von Lieferketten.

Die Geschichte des Projekts

Das Cardano-Projekt wurde 2015 mit dem Ziel gestartet, eine Blockchain auf der Grundlage solider wissenschaftlicher Forschung und bewährter Branchenpraktiken aufzubauen. Auf den Weg gebracht wurde das Projekt in erster Linie von Charles Hoskinson, einem der Ethereum-Mitgründer, der von der disruptiven Wirkung von Kryptowährungen auf das Finanzsystem überzeugt ist. 2017 hatte das Projekt mehr als USD 60 Mio. an ICOauf sich vereint. Cardano wird manchmal als «japanisches Ethereum» bezeichnet, da eine beträchtliche Anzahl von Investoren aus Japan kam und das Unternehmen, das die Cardano-Implementierung unterstützt, EMURGO, ebenfalls in Japan seinen Sitz hat.

Cardano ist eine Proof-of-Stake-Blockchain, was bedeutet, dass ein Konsens über die Gültigkeit neuer Blöcke erzielt wird, indem die Nutzer ihre Münzen im Netzwerk staken. Die Blockchain verwendet ein intern entwickeltes Konsensprotokoll – Ouroboros –, das nach Angaben der Entwickler «das erste nachweislich sichere Proof-of-Stake-Protokoll» ist. Dieser Anspruch lässt sich in der Praxis nur schwer bestätigen, da sich die Blockchain noch in einem relativ frühen Entwicklungsstadium befindet. Vereinzelt wurde diese Behauptung indessen von Kritikern wie Vitalik Buterin in Frage gestellt, insbesondere in Bezug auf die Finalität der angebotenen Transaktionen.

Die langfristige nachhaltige Entwicklung der Cardano-Blockchain ohne Zentralisierung wird durch ein «Treasury»-System unterstützt, das zur Weiterentwicklung des Protokolls beiträgt.

Die vollständige Einführung der Cardono-Blockchain soll in den fünf Phasen(oder «Epochen», da skaliert) Byron, Shelley, Goguen, Basho und Voltaire erfolgen. In jeder Phase wird die Blockchain um eine Reihe neuer Funktionen erweitert. So wird zum Beispiel die kürzlich gestartete Shelley-Epoche einen Anreizmechanismus für das Staking bieten und ermöglichen, die Cardano-Kryptowährung ADA zu delegieren.

Die Entwicklung von Cardano wird von drei verschiedenen Organisationen vorangetrieben. Die in der Schweiz ansässige Cardano Foundation hat die Aufgabe, die Entwicklung und den Aufbau der Cardano-Community zu überwachen. Input Output Hong Kong (IOHK) ist für den Aufbau der Blockchain und die Entwicklung der Werkzeuge für ihre Anwendung zuständig. EMURGO ist ein gewinnorientiertes Unternehmen, das die kommerzielle Anwendung von Cardano vorantreibt.

Anwendungsmöglichkeiten

Cardano wird als dezentrale Open-Source-Plattform für Smart Contracts präsentiert, die darauf abzielt, die Konkurrenz durch fortschrittlichere Funktionen und Designoptionen zu übertreffen. Das Blockchain-Protokoll ist in zwei Ebenen unterteilt: die Settlement Layer, die alle Transaktionen mit der Cardano-Kryptowährung abwickelt, und die sogenannte Computational Layer, die Smart Contracts hostet. Das Protokolldesign zielt darauf ab, die Sicherheit, Skalierbarkeit und Kompatibilität der Blockchain zu verbessern, was sie für Anwendungen im Finanzsektor und in der Governance geeignet macht.

Da sich die Cardano-Blockchain noch in einer relativ frühen Entwicklungsphase befindet, sind die konkreten Anwendungsfälle bisher begrenzt. Produkte, die von IOHK auf Cardano entwickelt wurden, konzentrieren sich im Allgemeinen auf Rückverfolgbarkeit innerhalb der Lieferkette und digitale Identität.

Der Einsatz von Blockchain-Technologie zum Nachweis der Herkunft einer Ressource oder eines Produkts ist von besonderem Interesse, mit möglichen Implementierungen in der Pharma-, Agrar-, Luxus- und Einzelhandelsbranche. IOHK bietet mehrere Cardano-Produkte an, mit denen Unternehmen die Rückverfolgbarkeit in ihrer Lieferkette verbessern können. 2019 kündigte die Weltmarke New Balance für Sportbekleidung die Nutzung der Cardano-Tools für die Produktauthentifizierung an.

IOHK hat außerdem ein digitales Identitätssystem namens Atala PRISM gestartet, mit dem viele Menschen in Entwicklungsländern, die nicht über ein Bankkonto verfügen, eine digitale Identität erhalten sollen, unter anderem in Afrika und Asien. 2019 kündigte die Cardano Foundation die erweiterte Zusammenarbeit mit 54 afrikanischen Ländern an, um die Blockchain-Governance-Tools auf nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Entwicklung auszurichten.

Cardanos nativer Token – ADA – ist seit 2018 auf dem Markt und wies nach seiner Einführung mehrere Monate lang eine hohe Volatilität auf. Seitdem hat sich der ADA-USD-Kurs stabilisiert. Derzeit beträgt die ADA-Marktkapitalisierung etwa USD 37,5 Mrd. (bzw. neun Mal weniger als Ethereum).

Ausblick

Cardano erreichte in der jüngsten Vergangenheit mehrere bedeutende Meilensteine.

Zunächst erfolgte am 30. Juli 2020 der vollständige Übergang in die Shelley-Epoche. Der Höhepunkt der Epoche ist die Dezentralisierung des Netzwerks und die Implementierung von Proof-of-Stake, was bedeutet, dass immer mehr Knoten von der Cardano-Community betrieben werden. Für ADA-Inhaber ist die Einführung der Delegation und des Belohnungssystems eine wichtige Neuigkeit, die es ihnen ermöglicht, Staking-Prämien zu erhalten.

Bis Ende 2020 ist der Start desHauptnetzes Goguen geplant. Goguen wird die Funktionalität für Smart Contracts integrieren und die Möglichkeit bieten, dezentrale Anwendungen (DApps) auf Cardano aufzubauen, was ein wichtiger Schritt in Richtung Erweiterung der Anwendungsmöglichkeiten ist.

In technologischer Hinsicht entwickelt IOHK zusammen mit der Wyoming University einen Mikrochip für die Krypto-Authentifizierung, der Krypto-Nutzern eine fiatähnliche Erfahrung bieten kann, da dessen Nutzung ohne Internetzugang (zumindest teilweise) sichergestellt ist. Diese Technologie bietet potenzielle Anwendungen für Peer-to-Peer-Zahlungen sowie für Unternehmensanwendungen, z. B. im Authentifizierungsprozess.

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