Was ist Cosmos?
30.03.2021 - 5 Minuten Lesedauer
Cosmos ist ein Projekt, dessen Ziel est ist, ein Ökosystem paralleler Blockchains zu schaffen, die sowohl skalierbar sind als auch miteinander interagieren können. Auf Cosmos basierende Blockchains können jetzt das kürzlich eingeführte Protokoll Inter Blockchain Communication (IBC)-integrieren. Dies ist ein Branchenstandard, der die Kommunikation zwischen Blockchains ermöglicht und Cosmos zu einem starken Anbieter im Bereich der Blockchain-Interkonnektivität macht.
Die Anfänge
Cosmos ist ein Blockchain-Projekt, mit dem die Verbindung und Interaktion zwischen Blockchains mit verschiedenen Funktionen erleichtert werden soll. Das hinter dem Projekt stehende Team beschreibt Cosmos als «Internet der Blockchains». Cosmos beansprucht für sich, Skalierbarkeit, Benutzerfreundlichkeit und Interoperabilität zu bieten. Dies sind alles notwendige Eigenschaften, um einen grossflächigeren Einsatz der Blockchain-Technologie zu erreichen.
Die Cosmos-Blockchain entstand 2014 als Produkt des Unternehmens Tendermint. Ähnlich wie bei zahllosen anderen Kryptoprojekten zu diesem Zeitpunkt wurde Cosmos als Antwort auf einige der wahrgenommenen Probleme des Proof-of-Work-Algorithmus von Bitcoin, einer begrenzten Skriptsprache und mangelnder Flexibilität entwickelt. Hinter Tendermint stand zu Beginn der Informatiker Jae Kwon, dessen Name lange Zeit mit Cosmos verknüpft wurde. In einem ICO-Projekt von 2017 wurden USD 17 Mio. für das Projekt gesammelt. 2019 ging das Cosmos-Mainnet online.
Tendermint, ein BFT-Protokoll, ist der Name des Konsensprotokolls von Cosmos. Der Name «BFT» steht für «Byzantine fault tolerance» und bezieht sich auf das «Problem der byzantinischen Generäle», einem Begriff aus der Informatik. Dieser beschreibt eine Situation, in der sich dezentrale Akteure im System auf eine gemeinsame Strategie einigen müssen, aber einige der Akteure böswillig und nicht vertrauenswürdig sind. Tendermint Core ist ein Proof-of-Stake-Algorithmus, der im Vergleich zu Proof-of-Work-Blockchains wie Bitcoin schneller und skalierbarer sein soll.
2020 überstand Cosmos eine interne Krise, als Jae Kwon von der Position des CEO des Projekts zurücktrat, angeblich um an einem anderen Projekt zu arbeiten. Dies löste zahlreiche Diskussionen in der Blockchain-Community aus, wie wichtig eine einzelne Person für das Überleben und den Erfolg eines Projekt ist. Heute gehört Cosmos mit einer Marktkapitalisierung um die USD 4 Mrd. zu den Top 25 der Kryptowährungen. Die Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf der Cosmos- Blockchain werden durch Zuschüsse der Interchain Foundation mit Sitz in der Schweiz gefördert und unterstützt.
Anwendungsmöglichkeiten
Das Hauptziel der Cosmos-Blockchain ist es, andere Blockchains durch Erweiterung ihrer Funktionen und Verbesserung ihrer Effizienz miteinander zu verbinden.
Die Vision für Anwendungsmöglichkeiten wurden im White Paper von Cosmos vorgestellt und umfassen das Hosting von Krypto-Austauschbörsen, die Überbrückung zu anderen Kryptowährungen wie Ethereum und die Integration mehrerer Anwendungen.
Heute betreiben mehr als 70 Anwendungen ihr Mainnet auf Cosmos, 57 weitere befinden sich in der Proof-of-Concept-Phase. Zu den Hauptanwendungsbereichen zählen Finanzen (einschließlich dezentralisierte Börsen), Infrastruktur, Datenschutz und soziale Interaktionen. Binance Chain – ein Projekt von Binance zur Schaffung eines Marktplatzes für die Ausgabe, Nutzung und den Austausch digitaler Werte – wird beispielsweise mit dem Cosmos SDK aufgebaut. Weitere Beispiele für Cosmos-Projekte sind DATA, ein Blockchain-basiertes digitales Datenauthentifizierungsprotokoll, und CyberMiles, eine Blockchain für den E-Commerce.
Strukturell besteht Cosmos aus den miteinander verbundenen Blockchains, die auf dem Tendermint Core laufen, die sogenannten «Zonen». Dabei ist der Cosmos Hub die zentrale Zone, die mit allen anderen verbunden ist. Die Kommunikation zwischen den Zonen konzentriert sich hauptsächlich auf die Übertragung von Token und wird durch das Protokoll Inter-Blockchain Communication erleichtert, bei dem es sich um ein TCP/IP-ähnliches Nachrichtenprotokoll für Blockchains handelt. Jeder Tokenaustausch zwischen den Blockchains erfolgt über den Cosmos Hub, wodurch ihre Lenkbarkeit gewährleistet wird.
Um die Entwicklung multifunktionaler Anwendungen auf Cosmos zu erleichtern und die Attraktivität für Entwickler zu erhöhen, setzt Cosmos Cosmos SDK ein. Dabei handelt es sich um ein modulares Open-Source-Framework, mit dem Entwickler interoperable, kundenspezifische Blockchains aufbauen können.
Da Cosmos eine Proof-of-Stake-Blockchain ist, können Anleger durch das Staking ihres nativen Tokens ATOM Auszahlungen generieren. Den Staking-Auszahlungen zufolge belaufen sich die jährlichen Auszahlungen für das Staking von ATOM derzeit durchschnittlich auf 8,97 %, wobei die Unterschiede zwischen den Servicedienstleistern variieren.
Ausblick
Cosmos versucht, das Interoperabilitätsproblem von Blockchains zu lösen und konkurriert in diesem Bereich mit einigen Schwergewichten wie Polkadot. Trotz gewisser funktionaler und struktureller Unterschiede, z. B. unterschiedliche Ansätze bei der Sicherheit der Blockchain und den Merkmalen von Transaktionen zwischen Blockchains, konkurrieren Cosmos und Polkadot schlussendlich um die Schaffung eines globalen «Internets der Blockchains». Das Cosmos Mainnet ging früher online als Polkadot und profitierte von der frühzeitigen Einführung, während Polkadot seit seiner Einführung im Jahr 2020 ein starkes Wachstum verzeichnet.
Im Februar 2021 brachte Cosmos das Stargate-Update zu Cosmos SDK auf den Markt, mit dem das lange erwartete Protokoll Inter-Blockchain Communication (IBC) endlich implementiert wurde. Darüber hinaus wurden mit dem Update eine Reihe von Verbesserungen des Cosmos-Protokolls eingeführt und Erfahrungen der Entwickler eingebracht. Mit der Einführung von IBC soll der Aufbau auf dem Cosmos-Netzwerk insbesondere für Cross-Chain-Anwendungen erleichtert werden, und es wird zukünftig vielleicht mehr DeFi-Anwendungen und dezentralisierte Datenspeicherung geben.
Alles in allem leistet Cosmos mit dem Versuch, das Blockchain-Interkonnektivitätsproblem zu lösen, einen bedeutenden Betrag. Sein zukünftiger Erfolg hängt massgeblich von der langfristigen Leistungsfähigkeit der Cosmos-Technologie und der Flexibilität ihrer Strategie in Reaktion auf die Züge der Wettbewerber ab. Es ist durchaus möglich, dass es auf dem Interkonnektivitätsmarkt genügend Platz für mehrere Projekte gibt, die jeweils einer speziellen Nachfrage entsprechen.
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