Was ist Ethereum?

27.03.2020

Ethereum folgt seit der Lancierung im Jahr 2015 einem Grundprinzip: Dezentralisierung.

Demzufolge soll es durch ein neuartiges Internet möglich sein, Werte unabhängig von Intermediären zu übertragen und damit die Schwachstellen und Sicherheitsrisiken einer zentralen Datenspeicherung und zentraler Anwendungen zu umgehen.

Ether (ETH), die native Kryptowährung von Ethereum, hilft dabei, die Ethereum-Blockchain zu betreiben und zu sichern, und ist in puncto Marktkapitalisierung mittlerweile zur zweitgrössten Kryptowährung aufgestiegen.

Um zu verstehen, was Ethereum kann und was hinter dem Versprechen der Dezentralisierung steht, lohnt es, sich genauer zu betrachten, wie diese Innovationen, einschliesslich Smart Contracts, viele Aspekte der Welt, in der wir leben, verändern könnten.

Die Anfänge von Ethereum

Nach der Lancierung von Bitcoin versuchten Kryptoentwickler, die Möglichkeiten der Bitcoin-Blockchain auch auf andere Anwendungsfälle über Peer-to-Peer-Zahlungen und -Finanzierdienstleistungen hinaus auszuweiten.

Einer dieser Entwickler ist Vitalik Buterin. Er und andere arbeiteten an einer flexibleren Blockchain, die Skripte und Programme ausführt und schliesslich Anwendungen ermöglicht, die eine unterschiedliche dezentrale Nutzung erlauben würden.

Nach dem Versuch mit einem Mastercoin-Protokoll erstellte Vitalik Ende 2013 ein Whitepaper, dessen Grundidee schliesslich die Ethereum-Blockchain begründen sollte. Als Gavin Wood im Dezember 2013 zu ihm kam, nahmen die Konzepte und die Vision von Ethereum eine noch klarere Form an und das Ethereum-Whitepaper begann sich in der Entwickler-Community zu verbreiten.

In den folgenden Monaten wuchs die Community schnell und zog zahlreiche Entwickler an, darunter Joe Lubin, Mihai Alisie, Charles Hoskinson und viele mehr. Die Kerngruppe traf sich in Zug, um eine Grundlage für ihre Vision zu erstellen.

Im Juli 2014 führte die Ethereum Foundation einen Crowdsale durch, bei dem über 50 Millionen ETH an die Öffentlichkeit verkauft wurden. Im darauffolgenden Jahr, am 30. Juli 2015, wurde der Genesis-Block der Ethereum-Blockchain geschürft, und die vielversprechende Reise von Ethereum in Richtung Dezentralisierung begann.

Ethereum als Weltcomputer

Was 2015 begann, war mehr als die Einführung einer weiteren Kryptowährung mit eigener Blockchain. Der Vision zufolge sollte vielmehr ein Weltcomputer erschaffen werden.

Aber was ist darunter zu verstehen?

Der Zweck, für den Blockchains ursprünglich konzipiert wurden, war die verteilte Aufzeichnung von Transaktionen mit elektronischem Geld auf Peer-to-Peer-Basis (Bitcoin). Eine Blockchain kann man sich deshalb als Maschine vorstellen, die den aktuellen Zustand des gesamten Netzwerks sowie dessen auf die verschiedenen Halter verteilten Gesamtwerts (Anzahl Bitcoins) registriert.

Sendet Bob eine bestimmte Menge Bitcoins an Alice, wird diese Transaktion in der Blockchain aufgezeichnet. Anders gesagt aktualisiert die Blockchain den aktuellen Status des Ledgers (Hauptbuchs) und registriert, dass Bob jetzt weniger Bitcoins hat und Alice mehr.

Ähnlich werden auf der Ethereum-Blockchain die ETH-Transaktionen erfasst. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Änderungen im Netzwerkstatus zu erfassen, wenn Smart Contracts oder Programme ausgeführt werden, die auf der virtuellen Maschine Ethereum laufen.

Das scheint vielleicht nicht sehr aufwendig oder revolutionär, doch denken wir einmal darüber nach, was das bedeuten könnte. Anstatt dass Programme und Systeme von zentralen Instanzen oder Institutionen kontrolliert werden, gibt es nun eine getrennte technische Infrastruktur, auf der vollkommen offen und nicht vertrauensbasiert grenzüberschreitende Peer-to-Peer-Programme laufen.

Damit können dezentrale Anwendungen (DApps), die nicht nur auf einem Computer oder Server vorhanden sind, auch dann betrieben werden, wenn sie unterschiedliche Eingaben erhalten und verschiedene Zustandsänderungen durchlaufen. Dank dem Konsensmechanismus ist ihre Integrität auch ohne Intermediäre oder Drittparteien gewahrt.

Damit haben wir nun ein System, das Programme immer und überall auf der Welt nach garantiert demselben Code ausführen kann, weil die Regeln in die Blockchain eingeschrieben sind.

Wir haben also mit anderen Worten einen Weltcomputer.

Ethereum als Smart-Contract-Plattform

Die Programme, oder genauer gesagt die Skripte, die auf der Ethereum-Blockchain laufen, werden allgemein als Smart Contracts bezeichnet.

Schauen wir uns das Beispiel eines dezentralen Antrags im Bereich Versicherungsansprüche bei Flugverspätung an. Herzstück der Anwendung ist ein Smart Contract, also ein Programm, das auf der Ethereum-Blockchain läuft und das Folgendes kann:

  • Prämien (in ETH) von Fluggästen annehmen, die eine Flugverspätungsversicherung für ihre Reise abschliessen möchten;
  • das Risiko- und Prämienniveau für einzelne Flüge auf Basis historischer Daten und aktueller Wetterinformationen (bereitgestellt von sogenannten Oracles) berechnen;
  • anhand eines Links zur Flugverfolgungsdatenbank feststellen, ob der Flug verspätet war;
  • die korrekte Versicherungszahlung an die Fluggäste leisten, die sich auf einem verspäteten Flug befanden.

Selbstverständlich ist eine solche Versicherung heute bei verschiedenen Anbietern auf der ganzen Welt erhältlich, aber durch die Nutzung der Ethereum-Blockchain kann die Anwendung der Flugverspätungsversicherung den gesamten Prozess von der Einrichtung der Versicherungspolice bis zur Auszahlung automatisieren und es Menschen an verschiedenen Orten ermöglichen, ohne umständliche Papierarbeit und ohne eine zentrale Stelle mit dem System zu interagieren, sodass sie letztendlich ein viel besseres Kundenerlebnis haben.

Dies ist nur ein Beispiel für einen Smart Contract in Aktion. Seit der Lancierung von Ethereum wurden unzählige weitere Smart Contracts entwickelt und zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels sind bereits über eine Million Verträge umgesetzt.

Ethereum und dezentrale Finanzdienstleistungen

Einer der wichtigsten Anwendungsfälle für Smart Contracs sind Finanzdienstleistungen. Durch die Kombination der dezentralen Technologie von Ethereum mit finanziellen Geschäftsmodellen ergibt sich eine offene, dezentrale Finanzinfrastruktur (DeFi).

Letztlich gibt es so viele Möglichkeiten, Smart Contracts dezentral einzusetzen, wie es Finanzprodukte und Finanzdienstleistungen gibt. DeFi-Anwendungen können mit ihrem Gesamtwert von ca. 1 Mrd. Dollar (zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels) sogar als Revolution betrachtet werden.

Die DApp, die derzeit den grössten Anteil am DeFi-Markt ausmacht, ist MakerDAO. Über das Protokoll kann ein dezentraler Kredit in einer Stablecoin namens Dai aufgenommen werden, indem ETH gesperrt werden. Der Dai ist derzeit an den US-Dollar gekoppelt und kann auf Plattformen wie Compound verliehen werden, wo er Zinszahlungen mit attraktiven Zinssätzen generiert.

Jede dieser Plattformen stellt für sich genommen eine bedeutende Innovation dar, und zusammen erschaffen sie die Vision einer allgemein zugänglichen Finanzwelt, die Finanzdienstleistungen auf genehmigungsfreie Weise anbietet.

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