Was ist Liquid Staking?

31.01.2023 - 15 Minuten Lesedauer

LsETH_Fundamental.jpg

Was ist Liquid Staking?

Staking ist ein mittlerweile etablierter Mechanismus in der Kryptoindustrie und einer der bekanntesten Algorithmen für die Sicherung von Blockchain-Netzwerken. Beim bekannten Konzept des Proof-of-Stake (PoS) stellen die daraus für den Nutzer resultierenden Staking Rewards eine Art Vergütung für die Sicherstellung der Sicherheit dieser Netzwerke dar. Vor kurzem hat die nach Marktkapitalisierung zweitgrösste Kryptowährung Ethereum den Wechsel von Proof-of-Work (PoW) zu PoS vollzogen. Dieser Schritt stellt einen wichtigen Meilenstein in der Roadmap der Blockchain dar, vom Start von Beacon Chain am 1. Dezember 2020 bis zum "Merge", der Zusammenführung des ursprünglichen Ethereum Mainnet mit einer separaten PoS-Blockchain namens Beacon Chain am 15. September 2022.

Der nächste geplante Schritt auf der Ethereum-Roadmap im Rahmen der für März 2023 erwarteten "Shanghai Fork" soll die technische Möglichkeit bieten, Ether (ETH) zu un-staken und damit gestakte Vermögenswerte wieder aus dem Staking zu bewegen.

Die beschriebenen Entwicklungen haben auf der Basisebene von Ethereum stattgefunden. Parallel hat sich ein zusätzliches Konzept in Bezug auf einen besonderen Aspekt von PoS entwickelt: selbst nachdem alle geplanten Blockchain-Upgrades abgeschlossen sein werden, gilt für gestakte ETH noch eine Lockup-Period, während der die Token für den Nutzer gesperrt sind. Diese Lockup-Periode ist dadurch bedingt, dass die gestakten Vermögenswerte dazu verwendet werden, um dem Netzwerk genügend Zeit zu geben, potenziell negatives Verhalten zu erkennen und entsprechende Massnahmen zu ergreifen. So kann ein Nutzer seine ETH staken und währenddessen Rewards erhalten. Die Token bleiben jedoch einige Zeit gesperrt und können nicht für andere Aktivitäten wie Handel oder Lending verwendet werden.

Das Ziel des Liquid Staking-Konzeptes ist es, die mit dem anfänglichen ETH-Staking verbundenen Einstiegshürden - Illiquidität, Unbeweglichkeit und Unzugänglichkeit - zu lösen, indem das gesperrte Kapital in liquides Kapital umgewandelt wird. Mit diesem Konzept kann die gestakte Position „liquide gemacht“ werden, d.h. dem Nutzer wird bei der Einzahlung von ETH ins Staking ein Receipt-Token ausgestellt. Dadurch, dass der Nutzer eine gestakte Position durch den Verkauf des Receipt-Tokens sofort wieder un-staken kann, erhält er Zugang zu zusätzlicher Liquidität und es wird ein (sekundärer) Markt geschaffen. Als weitere Vergütungsquelle kann der wirtschaftliche Wert der Staking-Position dann für andere Zwecke verwendet werden, z. B. als Sicherheit in einem dezentralen Finanzprotokoll (DeFi) - und dabei immer noch Rewards für den Nutzer erwirtschaften.

Durch die kürzliche Veröffentlichung der aktualisierten Roadmap durch die Ethereum Foundation, einschliesslich des Zeitplans für das Shanghai-Upgrade und Angaben zum erwarteten Zeitpunkt der Auszahlung der gestakten Positionen, sind mehrere solcher Lösungen entstanden.

Die bekannteste und erfolgreichste dieser Lösungen nach Staking-Gesamtvolumen ist Lido. Diese liquide Staking-Lösung ermöglicht es Nutzern, ihre ETH ohne Sperren ihrer Vermögenswerte zu staken und gleichzeitig an On-Chain-Aktivitäten wie DeFi-Lending teilzunehmen. Der resultierende stETH-Token repräsentiert die gestakten ETH in Lido und erlaubt es Nutzern, ETH-Staking-Rewards zu erhalten und gleichzeitig von anderen Rewards zu profitieren, da stETH-Token in verschiedenen DeFi-Protokollen akzeptiert werden und mit erheblicher Liquidität handelbar sind. Weitere neuere Lösungen wie cbETH von Coinbase werden ebenfalls stark genutzt, obwohl sie von der Grösse her nicht mit stETH vergleichbar sind. Während das enorme Wachstum von stETH als Kompliment für seine Gründer und als Bestätigung des Konzepts gesehen werden kann, werden auch kritische Stimmen laut, ob eine solche Zentralisierung mit den Sicherheitsannahmen der Ethereum-Blockchain vereinbar ist oder ob sie deren Grundkonzepten zuwiderläuft. Mit dem bevorstehenden Shanghai-Upgrade ist zu erwarten, dass Staking-Lösungen für Ethereum auf zunehmendes Interesse der Nutzer stossen werden. Derzeit werden nur etwa 14 % aller ETH gestakt, und dieser Prozentsatz wird wahrscheinlich steigen. Wenn sich liquide Staking-Lösungen etablieren und deren Token in vielen neuen Anwendungsfällen genutzt werden können, könnte der Anteil der genutzten ETH 50 % oder mehr erreichen.

Als Pionier der Kryptowährungen arbeitete Bitcoin Suisse seit Anfang 2014 eng mit der späteren Ethereum Foundation zusammen und unterstützte deren Initial Coin Offering, das zur Entstehung von Ethereum führte. Für das erfolgreiche Go-Live von Ethereum 2 stellten die Kunden von Bitcoin Suisse 17% aller im November 2020 benötigten ETH zur Verfügung. Das Ziel von Bitcon Suisse ist es, weiterhin zu Lösungen beizutragen, die auf der Ethereum-Blockchain entwickelt werden und unseren Kunden Zugang zu Lösungen zu bieten, die sicher, bequem und früh verfügbar sind.

Vor diesem Hintergrund und anhand der aus unserer Sicht relevanten Kriterien haben wir die verfügbaren Lösungen für Liquid Staking analysiert. Welche Kriterien haben wir angewendet und warum hat Bitcoin Suisse genau diese ausgewählt?

Erstens muss die ausgewählte Lösung für Liquid Staking auf soliden Grundsätzen beruhen, die sowohl mit der Philosophie der Krypto-Community als auch mit der zugrundeliegenden Technologie und den Grundprinzipien der Branche im Einklang stehen. Die Lösung darf nicht darauf abzielen, ein bestimmtes Ergebnis auf Kosten wichtiger Faktoren wie Stabilität oder Sicherheit zu optimieren.

Zweitens sollte die anwendbare Lösung im Einklang mit dem ersten Kriterium auf der Zusammenarbeit mit mehreren Akteuren und Teilnehmern beruhen, mit dem Ziel, eine Behinderung der Weiterentwicklung des Ökosystems durch die Aufteilung der Kapitalliquidität in mehrere unterschiedliche, aber inkompatible Pools, zu vermeiden. Ein höheres Mass an Liquidität, das von mehreren zusammenarbeitenden Teilnehmern stammt, schafft ein stärkeres und sich schneller entwickelndes Ökosystem als separate Initiativen. Daher ist eine solide Governance mit hoher Transparenz und klaren Rollen und Verantwortlichkeiten erforderlich.

Drittens sollten mit der zunehmenden Verbreitung von Kryptowährungen und den immer häufigeren Integrationspunkten mit dem traditionellen Finanzsystem die zusätzlichen Anforderungen von Unternehmen, Institutionen, und anderen Finanzdienstleistern im Vergleich zu Einzelpersonen auf Protokollebene berücksichtigt werden. Zu diesen Anforderungen gehören die aus dem traditionellen Finanzwesen bekannten Grundsätze von Know-Your-Customer (KYC) und der Geldwäschereibekämpfung (AML) sowie Qualitäts- und Transparenzerwägungen für die Komponenten des Protokolls, z.B. für die Bereitstellung von Staking-Dienstleistungen.

Zusätzlich zu diesen drei für Liquid Staking spezifischen Aspekten wendet Bitcoin Suisse die für das Unternehmen üblichen Diligence-Kriterien an, darunter die Due-Diligence-Prüfung von Kunden, Partnern und Protokollen sowie ein regelmässiger Token-Verifizierungsprozess, der auf dem Anti-Geldwäscherei-Dispositiv (AML) basiert.

Mit dem Liquid Collective hat die Bitcoin Suisse eine Initiative und einen Partner gefunden, der die o.g. Kriterien erfüllt. Liquid Collective ist ein von mehreren Branchenteilnehmern entwickeltes und betriebenes Liquid Staking-Protokoll, das Ethereum Liquid Staking anbieten wird. Dabei stellt der Receipt-Token LsETH das rechtliche und wirtschaftliche Eigentum an der zugrunde liegenden ETH für den Nutzer dar. In seiner Rolle als Integrator bietet Bitcoin Suisse seinen Kunden einen sicheren und bequemen Zugang zu Liquid Staking und damit zusätzliche Liquidität, erhöhte Kapitaleffizienz, eine sichere Verwahrung des LsETH-Tokens und die Möglichkeit, ihre LsETH-Token in ihre eigenen Wallets abzuheben. Mit der Weiterentwicklung des Ökosystems werden weitere Anwendungsfälle für LsETH auftauchen. Bitcoin Suisse wird dann erneut evaluieren, welche Kombinationen den grössten Mehrwert bringen, und diese mit dem Ziel eines einfachen Zugangs für ihre Kunden integrieren.

Im Hinblick auf die bevorstehende Shanghai Fork, die derzeit für März 2023 erwartet wird, möchte Bitcoin Suisse ihren Kunden eine Reihe geeigneter Optionen anbieten. Zum einen das bestehende Ethereum Staking-Produkt, das um die Funktionen der Shanghai-Fork erweitert wurde, zum anderen die Möglichkeit des Liquid Staking über Liquid Collective. Da beide Produkte je nach Situation und Präferenz des Kunden ihre Vorteile haben, ist geplant, beide Produkte zur Verfügung zu stellen.

BTCS-logo-mark_rgb.png

Bitcoin Suisse