Das Jahr 2020 im Rückblick

16.12.2020

Das Jahr 2020, das sich nun dem Ende zuneigt, war sicherlich auch für den Kryptobereich ein ausserordentlich ereignisreiches Jahr. In dieser Folge werden die wichtigsten Ereignisse für die Märkte dargelegt und die wesentlichen Entwicklungen aufgezeigt – vom “Black Thursday” (12. März) bis zum jüngsten Start der Phase 0 von Ethereum 2.

Als Bitcoin fast auf null ging
Einen der denkwürdigsten Momente in diesem Jahr erlebten wir am 12. und 13. März, als der Bitcoin-Preis (und die Kurse der meisten anderen Kryptowährungen) um über 50 Prozent einbrach. Alle Weltmärkte wurden in ihren Grundfesten erschüttert, als allmählich deutlicher wurde, dass die Pandemie die Wirtschaft weitaus stärker belasten würde als zunächst angenommen. Bei der nachfolgenden Flucht in sichere Häfen bewegten sich die Korrelationen in Richtung 1. Leverage im System verschärfte die Auswirkungen auf den Kryptomarkt: Bitcoin wurde besichert, und US-Dollar wurden gegen Bitcoin aufgenommen, um entweder Transaktionen (z. B. durch Miner) zu finanzieren oder mehr Bitcoin (durch Spekulanten) zu kaufen. Als die Kurse zu einem rasanten Abwärtstrend ansetzten, wurden die besicherten BTC liquidiert, was die Abwärtsfahrt weiter beschleunigte. Bisweilen standen allein an der Derivatbörse BitMEX Bitcoin-Long-Positionen im Wert von mehr als USD 200 Mio. zum Verkauf – damit mehr als die gesamte Angebotsseite des Orderbuchs. Den Markt erfasste eine Schockwelle, was sich an den breiten Geld-/Brief-Spannen von bis zu USD 600-700 und den massiven Kursdiskrepanzen an verschiedenen Börsen ablesen liess. Es brauchte einige Tage, bis sich die Lage wieder einigermassen entspannte.

Rückblickend markierte dieses Ereignis den Tiefpunkt für die kommenden Monate. Übermässige Leverage wurde vom Markt genommen, und prominente Investoren wie Paul Tudor Jones nutzten die Lage als Eintrittschance in die Kryptowelt.

Blockprämien-Halbierung bei Bitcoin
Kurz darauf erfolgte am 11. Mai das “Bitcoin-Halvening”, und die Prämie für jeden Block wurde von BTC 12,5 auf BTC 6,25 reduziert. Wie im Outlook2020-Bericht beschrieben, hatte dies erhebliche Konsequenzen für das Bitcoin-Budget für Netzwerksicherheit und auf die Einnahmen von Minern. Der Bitcoin-Preis ist ein wichtiger Analysefaktor – ein Preisanstieg bedeutet, dass Miner ohne Effizienzverbesserungen auch nach der Prämienhalbierung rentabel bleiben könnten.

Abbildung 1: Nach der Halbierung der Blockprämie wurden unrentable Miner, die den Betrieb einstellten, schnell durch effizientere Miner ersetzt.
Quelle: blockchain.com, Bitcoin Suisse Research.

Nach der diesjährigen Halbierung nahm die Hashrate zunächst ab, erholte sich aber schnell und tendierte aufwärts, als Bitcoin jährliche Höchststände zu verzeichnen begann. Bitcoin hat seit der Halbierung um 120 Prozent zugelegt. Dieses Ergebnis übertrifft den Anstieg nach den beiden vorherigen Halbierungen in den Jahren 2016 und 2017 (+55 % über die gleiche Dauer), liegt jedoch deutlich hinter dem Zuwachs in den Jahren 2012 und 2013 (+700 %) zurück.

Abbildung 2: Der "Black Thursday" im März markierte den diesjährigen Tiefpunkt. Seit der Halbierung der Blockprämie im Mai hat Bitcoin indessen erneut um 120 Prozent zugelegt.
Quelle: coingecko.com, Bitcoin Suisse Research.

Ein DeFi-Sommer
Neben dem Halving lag der Fokus in diesem Sommer auf dem Bereich Decentralized Finance (DeFi), in dem sich Innovationen in atemberaubendem Tempo vollzogen. Der in DeFi-Protokollen gesperrte Gesamtwert (TVL) ist exponentiell gestiegen, seit das Geldmarktprotokoll Compound angekündigt hat, seinen nativen Governance-Token COMP an die Nutzer der Plattform zu verteilen.

Abbildung 3: Seit der Ankündigung des Liquidity-Mining-Programms von Compound ist der in DeFi gesperrte Gesamtwert deutlich auf nunmehr rund USD 14,5 Mrd. geklettert.
Quelle: DeFipulse.com, Bitcoin Suisse Research.

Compound war nicht das einzige Protokoll, das die Auflegung eines Governance-Tokens ankündigte. Vielmehr gewann das Konzept, den Token als Belohnung für ihre Teilnahme direkt an die Nutzer zu verteilen, an Dynamik. Zudem trat das Phänomen “Yield Farming” auf den Plan, das smarten DeFi-Nutzern erlaubt, schnell von Protokoll zu Protokoll zu wechseln, um Erträge zu maximieren und oft ein Plus von über 100 Prozent jährlich zu erzielen. Diese Aktivitäten gingen jedoch mit Risiken einher, und Smart-Contract-Exploits waren recht häufig an der Tagesordnung. Folglich war es (und ist es weiterhin) von entscheidender Bedeutung, dass die Sicherheit eines intelligenten Vertrags einer eingehenden Bewertung unterzogen wird.

Lancierung von Polkadot
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die Einführung der auf Interoperabilität abzielenden Polkadot-Blockchain im Mai, die in der Krypto-Gemeinschaft seit 2017 allseits erwartet wurde. Im Rahmen einer ersten On-Chain-Community-Abstimmung wurde eine Redenominierung von DOT und Planck (die kleinste Einheit, ähnlich einem Satoshi für BTC oder Wei für ETH) mit dem Faktor 100 erfolgreich durchgeführt.

DOT sicherte sich direkt einen Platz in den Top 10 nach Marktkapitalisierung und weist bisher eine geringe Korrelation zu BTC und ETH auf.

Abbildung 4: DOT positionierte sich unmittelbar nach Handelsbeginn nach Marktkapitalisierung als eine der zehn wichtigsten Coins.
Quelle: coingecko.com, Bitcoin Suisse Research.

Die Beacon-Chain – Ethereum 2 Phase 0
Last but not least ist es auch Ethereum gelungen, den ersten Schritt in Richtung Netzwerk-Upgrade Ethereum 2 zu meistern. Die Beacon-Chain, oder Phase 0 von Ethereum 2, die die Koordinierungs- und Konsens-Layer für spätere Upgrade-Phasen darstellt, verfügte hatte ihren Genesis-Block am 1. Dezember um 12:00:23 UTC. Bisher wurden mehr als ETH 1 Mio. mit einer (auf ETH lautenden) Rendite von etwa 15 bis 16 Prozent gestakt.

Abbildung 5: Es wurden bisher mehr als ETH 1 Mio. in den Einlagenvertrag eingezahlt, und täglich werden ETH mit einem Satz von ca. 36’000 ETH/Tag (oder mehr als 1’000 zusätzlichen Validatoren pro Tag) gestakt.
Quelle: etherscan.io, Bitcoin Suisse Research.

Welche Token schnitten am besten ab?
Kryptowährungen überflügelten in diesem Jahr bislang andere Anlageklassen mit einer deutlichen Marge. Bitcoin und Ether rentierten jeweils mit +163 Prozent bzw. +353 Prozent. Zum Vergleich: Der S&P 500 verzeichnet seit Jahresbeginn eine Rendite von +14,2 Prozent, während der Nasdaq 100 ein Plus von 43,6 Prozent einfuhr. Auch Edelmetalle legten ein gutes Jahr vor: Gold erzielte ein Plus von 20,9 Prozent und Silber von 34,5 Prozent.

Unter den Top-10-Coins nach Marktkapitalisierung übertraf die dezentrale Oracle-Plattform Chainlink (LINK) weiterhin andere Kryptowährungen und war bei Investoren sehr beliebt, da die Ursache für DeFi-Exploits oft schwache Oracles waren.

Abbildung 6: Für dieses Jahr belegen die Coins LINK, ADA und ETH die ersten drei Plätze im Top 10-Ranking nach Marktkapitalisierung.
Quelle: coingecko.com, Bitcoin Suisse Research.

In Bezug auf die Top 100 nach Marktkapitalisierung erwies sich das Renditespektrum von Jahresbeginn bis heute mit Abweichungen von mehr als +5000 % (AAVE) bis -52 % (FIL) als recht breit. Es fällt jedoch auf, dass in Bezug auf einige der schlechtesten Performer die Kostenbasis für viele Inhaber deutlich gesunken ist, da sie die Coins durch Liquidity-Mining-Programme (BAL, SUSHI), bei einer öffentlichen Versteigerung (FIL) oder durch Airdrop (UNI) erhalten haben.

Abbildung 7: Unter den Top 100-Coins schnitten Aave (LEND/AAVE), Kusama (KSM) und yean.finance (YFI) am besten ab, während Filecoin (FIL), Sushi (SUSHI) und Balancer (BAL) das Schlusslicht bildeten.
Quelle: coingecko.com, Bitcoin Suisse Research.

Fazit
Der Dezember erwies sich historisch gesehen als recht ruhiger Monat. Entwicklungen an anderen Fronten, die in dieser Folge nicht explizit behandelt werden – wie neue Vorschriften oder prominente Investoren und Unternehmen, die einen Teil ihrer Portfolios oder ihrer Vermögenswerte in Krypto anlegen – erfordern sicherlich eine eingehendere Beurteilung.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Jahr 2020 sowohl aus grundsätzlicher als auch aus Performancesicht für die Kryptomärkte ein herausragendes Jahr war. Es wurden viele spannende Entwicklungssprünge implementiert wie etwa die Einführung der Beacon-Chain (Ethereum 2) oder der Chain von Polkadot. Und im Vergleich mit anderen Anlageklassen haben Kryptowährungen den Anlegern ausserdem attraktive Renditen eingebracht.

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